Netphen von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert Teil 1 | |
Stadt- und Regionalplanung an der Uni-GH-Siegen im Fach Stadt- und Regionalentwicklung |
1. Einleitung 2. Örtliche
und naturräumliche Gegebenheiten 3. Die
geschichtliche Entwicklung Netphens 4. Erste urkundliche
Erwähnungen 5. Das Christentum 6. Das
Netpherland 7. Die Kirchen in Netphen
| 8. Zeugen
der Geschichte 8.1 Die Alte Burg bei Obernau 8.2 Die Wallburganlage bei Niedernetphen "Burggraben" 8.3 Das Wasserschloß Hainchen 9. Die Industrialisierung des Netpherlandes 9.1 Die Umgestaltung eines Gebietes 9.2 Die Reckhämmer 9.3 Hütten und Hämmer im Netpherland 9.4 Die Köhlerei 10. Das Netpherländer Haus 11. Alte Straßen und Wege 12. Kriegswirren im Netpherland 13. Soziologische Betrachtung zum Netpherland der letzten 70 Jahre 14. Die Bevölkerungsentw.in der Statistik 15. Entwicklung des Bildungswesens 16. Die Verkehrsanbindung des Gemeindegebietes 17. Prognose für eine zukünftige Entwicklung 17.1 Die Zukunft von Verwaltung und Organisation 17.2 Siedlungserweiterungen für die Zukunft 17.3 Perspektiven für die Wirtschaft 17.4 Ausbau der Verkehrssysteme 17.5 Entwicklung von Freizeit, Kultur und Sport 18. Siedlungsentwicklung 19. Schlußbetrachtung 20. Fotos - Veränderungen 21. Literaturverzeichnis |
3. Die geschichtliche
Entwicklung Netphens 3.1 Von der Steinzeit zur Eisenzeit Anhand von Bodenfunden, die man im Heimatmuseum in Netphen betrachten
kann, ist es erwiesen, dass das Netpherland bereits in der Mittleren Steinzeit
8000 - 3000 vor Christi ), wenn auch nur dünn, besiedelt war. |
Durch die schriftliche Überlieferung der Römer, im letzten vorchristlichen Jahrhundert, ist es möglich die Einwanderer ins Siegerland zu benennen, es waren Chatten, die Vorfahren der heutigen Hessen. |
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Man rechnet sie der mittleren La-Téne-Zeit, d.h.
dem Abschnitt von 400 - 200 v. Chr. zu (Behagel, Eisenzeit 82). 1953 wurden
größere Mengen laténezeitlicher Eisenschlacke, die vielleicht
schon in den jüngsten Abschnitt ( 200 - 0 v.Chr.) gehören gefunden.
Sie lagen bis dahin unbemerkt auf der Flur "Altes Feld" auf der rechten
Seite des Mühlbaches nordwestlich des Burggrabens. Man kann sagen,
dass die älteste Industrie dieses Gebietes die Eisenverhüttung
ist. Die Funde zeigen, dass das Netpherland in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten alles andere als menschenleer war. Ein sicherer, geradezu handgreiflicher Beweis für die zu Beginn unserer Zeitrechnung bereits fortgeschrittene Besiedelung unseres Gebietes ist die Ringwallanlage auf der Alten Burg bei Obernau. Man geht davon aus, das die Orte Netphen, Dreisbach, Deuz, Nauholz und Obernau in der Zeit der Landnahme, der volksmäßigen Siedlung, vermutlich in der ausgehenden Laténezeit, sicher aber früher als 500 n.Chr. entstanden. Da sich in den Namen die Reste keltischen und vorkeltischen Sprache nachweisen lassen (H.G. Vitts, S.212). Rund 1000 Jahre, die auf die Spätlaténezeit folgen, die Jahrhunderte bis fast 1100 n. Chr. bilden einen dunklen Abschnitt in der Geschichte des Siegerlandes. Nach Ansicht der Forscher war das Siegerland, das im Grenzbereich rivalisierender Machtgebilde lag, in der Zeit von 200 - 800 n. Chr. dünn, ja fast gar nicht besiedelt. (Schawacht/ Kellenbenz, S. 23). |
4. Erste urkundliche Erwähnungen 4.1 Staatlicher Siedlungsausbau Die erste urkundliche Erwähnung eines Ortes im Netpherland
- Hainchen - und einer Person. |
* Graf Heinrich von Nassau eignet dem Kloster Keppel das Patronatsrecht über die Kirche zu. |
Der Verwaltungsmittelpunkt für das südliche Siegerland und
Franken befand sich seit dem 8. Jahrhundert im "Königshof" Haiger.
Von diesem Königshof wurden Besiedlungsvorgänge gesteuert. Sie
verdanken ihr Entstehen Karolingischer Staatskunst im 8./9. Jahrhundert
und viele von ihnen sind offenbar Nachfolger von laténezeitlichen
Eisenhütten an gleicher oder eng benachbarter Stelle (H.G. Vitt, S. 236). Böttger hat im Kirchensprengel Haiger 65 Siedlungen aufgeführt, die auf Dorf enden. Im Bereich Netphen waren dies Helgersdorf, Salchendorf, Walpersdorf, Nenkersdorf und Brauersdorf. |
4.2 Die erste Erwähnung des Dorfes Netphen Der Name des Ortes Netphen wird zum ersten mal in einer Urkunde vom 9. Juni 1239 erwähnt. |
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5. Das Christentum 5.1 Weltliche und geistliche Grundherrschaften Die freie wirtschaftliche Entwicklung des Netpherlandes wurde gehindert
durch umfangreichen nichtbäuerlichen zusammenhängenden oder verstreut
liegenden Grundbesitz. Die Eigentümer, die man Grundherren nennt,
waren der Landesherr, der Adel und die Kirchen einschl. Kloster Keppel. |
Philipp von Bicken gibt "Rupeln von Netohe und syne rechten
lebens irbin (Erben)" u.a. den halben großen zehnten zu "paitschoß"
zu rechtem Mannlehen. Von nun an war Hainchen Hauptsitz der Familie von Bicken, bis sie ihn wegen Schulden 1711 verkaufen mußten. Das "Mannbuch derer von Bicken" erweist sie als die maßgeblichen Grundherren im Netpherland (Nebe, Burgfahrten, S. 79 ff.). |
Das Christentum ist, von Hessen kommend, um, vielleicht auch schon vor 800 in das Netpherland eingedrungen. Sein Einzug wurde getragen und gefördert durch den fränkischen Staat, so dass die Entstehung des ersten Siegerländer Kirchensprengels eine unmittelbare Folge der Schaffung der fränkischen Hundertschaften war. Wahrscheinlich im 13. Jahrhundert wurde die selbständige Pfarrei Hilchenbach eingerichtet. Vor dieser Abtrennung war Netphen die einzige Pfarrei der großen sedes und damit Mutter - oder Urpfarrei. Zu ihr gehörten die Pfarrsprengel Netphen, Irmgarteichen und Hilchenbach. Ihr Bezirk reichte vor der Abtrennung bis an die Nordgrenze des Siegerlandes, nördlich von Hilchenbach. Unterhalb dieses Ortes bildete die Ferndorf die Grenze bis mindestens jenseits Bottenbach. Als Grundherren nennen die Urkunden die Landesherren (die Grafen von Nassau), den Adel und die Kirchen einschl. des Klosters Keppel. |
5.2 Die Einführung des Christentumes; die Urpfarrei
Netphen Die Einführung des Christentums war eine wesentliche Begleiterscheinung
der staatlichen Eingliederung des Siegerlandes in das Frankenreich. Denn
seit der Taufe König Chlodwigs 496 war der fränkische Staat christlich
geworden und die fränkische Kirche hatte als Staatseinrichtung den
Auftrag zur Mission erhalten. Die Sendboten des Christentums fanden also
die Unterstützung und den Schutz der fränkischen Beamten. Das
Zusammenarbeiten von Staat und Kirche zeigt sich auch in der in jener Zeit
häufigen räumlichen Übereinstimmung der unteren staatlichen
und kirchlichen Einheiten. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man deshalb
auch den Raum der Hundertschaft Netphen dem Sprengel der ältesten
Siegerländer Urpfarrei gleichsetzen und als deren Sitz Netphen annehmen. Aus einer Urkunde von 1239 ergibt sich, dass Graf Heinrich von Nassau,
ihr Patron war.
Aus der folgenden Betrachtung wird sich in Verbindung mit dem, was im
vorigen Abschnitt über die Hundertschaft gesagt worden ist, ergeben,
dass Netphen der gegebene Ausgangspunkt für die weitere christliche
Missionstätigkeit im Siegerland war, mit anderen Worten: der Platz,
auf dem die Netpher Martinikirche steht und der die erste, noch bescheidene,
in Holz gebaute Taufkirche getragen hat, war dazu bestimmt, Mittelpunkt
der sich entwickelnden Urpfarrei zu werden. |
6. Das
Netpherland in der Zeit vom 16. bis 19. Jh. 1568 begann der spanisch - niederländische Krieg, in den auch das Siegerland verwickelt wurde durch den Landesherren Wilhelm 1.,Prinz von Oranien, Graf von Nassau, unterstützt durch seinen Bruder, Graf Johann der Ältere von Nassau - Dillenburg - Siegen. Unmittelbar hat der niederländische Freiheitskampf das Sieger- und Netpherland nicht berührt. Mittelbar aber doch, da |
1. Wilhelm von Oranien sein Heer auf der Ginsburg bei Hilchenbach |
1618 begann der 30-jährige Krieg. Dank der Fürsorge der Fürsten
Johann Moritz und Johann des Jüngeren konnten durch Zahlung von "Contribution"
Truppendurchzüge und Einquartierungen in der ersten Hälfte des
Krieges vermieden werden. (Die Geldleistungen der Stadt Siegen werden allein
auf 120 - 130000 Gulden geschätzt). In der zweiten Hälfte des
Krieges werden wiederholt Durchmärsche und Einquartierungen im Netpherland
gemeldet. 1634 plünderten Soldaten des Obersten Horst Netphen und
Umgebung. Im Gefolge des Krieges wütete auch in Netphen die Pest von etwa 1630 - 1640. 1743 wurde das Netpherland Bestandteil des oranischen Staates, dessen Herrschaft 63 Jahre dauerte. 1806 wurde das Netpher- und das Siegerland sowie die oranischen Gebiete
Dillenburg und Hadamar dem neugegründeten Großherzogtum Berg
mit der Hauptstadt Düsseldorf zugeteilt und eine Verwaltung nach französischen
Muster eingerichtet. Das Department (Provinz) Sieg mit derem Regierungssitz
Dillenburg gliederte sich in die zwei Arrondissements (Regierungsbezierke)
Dillenburg und Siegen. Zu letzterem gehören die Kantone (Kreise) Siegen
und Netphen; letzterer zerfiel in Marien (Landbürgermeistereien) Hilchenbach,
Ferndorf, Netphen und Irmgarteichen. |
Außer Teilen des Amtes Wilnsdorf waren folgende Orte des Netpherlandes an Nassau gefallen: Irmgarteichen, Hainchen, Werthenbach, Lahnhof, Walpersdorf, Nenkersdorf, Grissenbach, Deuz, Beienbach, Brauersdorf, Obernau, Nauholz, Salchendorf, Helgersdorf, Gernsdorf, Rudersdorf, Anzhausen, Flammersbach und Feuersbach. | ||
von Geometer Weiß | ||
In den weiteren Verhandlungen, die bis zum Herbst 1816 dauerten, setzte sich schließlich die Auffassung Preußens durch, dass man ein einheitliches Gebiet wie das Netpherland nicht in dieser Weise auseinanderreißen könne. So gelangte man zur Festlegung der Grenze des Amtes Netphen, die auch die alte gewesen war. Am 26. Oktober 1816 erfolgte die Übernahme des wieder geeinten Netpherlandes durch Preußen. |
7. Die Kirchen in Netphen 7.1 Die Peterskapelle in Niedernetphen 1951 untersuchte Dr. Hermann Böttger die Ruine der Peterskapelle.
Die ältesten Teile der Ruine sind mit Sicherbeit romanisch. Als Entstehungszeit
ist deshalb das 11. - 12. Jahrhundert anzusetzen. Die Entstehung der Peterskapelle
fällt in die Herrschaftszeit des Landadels. Der Standort der Kapelle
inmitten des breiten, sumpfigen, stets hochwassergefährdeten Tales
schließt deren Zweckbestimmung als Gemeinde- oder Wallfahrtskirche
zur Zeit der Erbauung aus. |
Wie lange das Gebäude noch gestanden hat, ist unbekannt. Nach
1344 tritt es urkundlich nicht mehr in Erscheinung. Die seit Mitte des 13. Jahrhunderts bestehende Funktion der Peterskapelle als Raum für Gottesdienste der Ortsgemeinde Niedernetphen regte andere Orte im Netpherland an, auch Kapellen zu errichten. Im urkundlichen Material erscheint die Peterskapelle erst wieder 1704 als Ruine. | Perterskapelle in Niedernetphen |
Bei der Wiederherstellung des Gotteshauses wurden die noch
vorhandenen Mauerteile belassen und das fehlende Mauerwerk ergänzt. An die Kapelle wurde um 1800 ein Anbau angefügt, der bis 1880 als Schule genutzt wurde. Danach diente sie bis zu ihrer Vernichtung im April 1945 als Wohngebäude. |
7.2 Die Ev.
Martinikirche Die Ev. Kirche ist eine dreischiffige, dreijochige Hallenkirche mit
rundbogigen Fenstern und Portalen, spätromanisch, neben der Nikolaikirche
das bedeutendste romanische Bauwerk im Siegerland. Die Formen des Langhauses
gleichen denen der Kirchen in Ferndorf und Krombach. Offenbar sind diese
nach dem Vorbild von Netphen gebaut. Sie stand katholischen wie evangelischen Christen gemeinsam zur Verfügung. Alle Kirchen des Kirchenspiels Netphen waren Simultankirchen. |
Die Ev. Kirche ist eine dreischiffige, dreijochige
Hallenkirche mit rundbogigen Fenstern und Portalen, spätromanisch,
neben der Nikolaikirche das bedeutendste romanische Bauwerk im Siegerland. Die Formen des Langhauses gleichen denen der Kirchen in Ferndorf und
Krombach. Offenbar sind diese nach dem Vorbild von Netphen gebaut. |
Sie stand katholischen wie evangelischen Christen gemeinsam zur Verfügung. Alle Kirchen des Kirchenspiels Netphen waren Simultankirchen. |
7.3 Die kath. Kirche, St. Peter- und Paul |
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1893 wurde ein dritter Entwurf angefertigt. Zwei Türme sollte nun der Neubau erhalten. Am Peter- und Paulus- Tag 1893 wurde der Grundstein gelegt. Am Martinstag 1895 wurde erstmals der Gottesdienst in der eigenen Kirche gehalten. Das Simultaneum wurde erst einige Jahre später aufgelöst (Pfarrbericht 1966, Pfarrei St. Martini Netphen). | |
1889 1893 |
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Teil
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