Rainer Stötzel
Netphen
von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert 

Teil  2

 

Ausarbeitung im Rahmen des Studium der Architektur;
 Stadt- und Regionalplanung an der Uni-GH-Siegen
 im Fach Stadt- und Regionalentwicklung

 


Inhaltsverzeichnis
      Teil 1
Teil 2  (bitte anklicken)
1. Einleitung 

2.  Örtliche und naturräumliche Gegebenheiten 
     2.1  Lage im Raum 
     2.2  Verkehrsanbindung 
     2.3  Größe des Gemeindegebietes 
     2.4  Relief und Gewässer 
     2.5  Geologie und Boden 
     2.6  Klima 

3.  Die geschichtliche Entwicklung Netphens 
     3.1 Von der Steinzeit zur Eisenzeit 

4.  Erste urkundliche Erwähnungen 
     4.1  Staatlicher Siedlungsausbau 
     4.2  Die erste Erwähnung des Dorfes
             Netphen 

5.  Das Christentum 
     5.1  Weltliche und geistliche
             Grundherrschaften 
     5.2  Die Einführung des Christentumes; 
            die Urpfarrei  Netphen 

6.  Das Netpherland
     in der Zeit vom  16. bis 19. Jh.  

7.  Die Kirchen in Netphen 
     7.1  Die Peterskapelle in Niedernetphen 
     7.2  Die Ev. Martinikirche 
     7.3  Die kath. Kirche, St. Peter- und Paul 

 

8.  Zeugen der Geschichte 
     8.1  Die Alte Burg bei Obernau 
     8.2  Die Wallburganlage bei Niedernetphen 
           "Burggraben" 
     8.3  Das Wasserschloß Hainchen 
9.  Die Industrialisierung des Netpherlandes 
     9.1  Die Umgestaltung eines Gebietes 
     9.2  Die Reckhämmer 
     9.3  Hütten und Hämmer im Netpherland 
     9.4  Die Köhlerei 
10.  Das Netpherländer Haus 
11.  Alte Straßen und Wege 
12.  Kriegswirren im Netpherland 
13.  Soziologische Betrachtung zum 
       Netpherland der  letzten 70 Jahre 
14.  Die Bevölkerungsentw.in der Statistik 
15.  Entwicklung des Bildungswesens 
16.  Die Verkehrsanbindung des
       Gemeindegebietes
17. Prognose für eine zukünftige Entwicklung 
     17.1   Die Zukunft von Verwaltung und
                Organisation 
     17.2   Siedlungserweiterungen für die
                Zukunft 
     17.3   Perspektiven für die Wirtschaft 
     17.4   Ausbau der Verkehrssysteme 
     17.5   Entwicklung von Freizeit, Kultur
                und  Sport 
18.  Siedlungsentwicklung 
19.  Schlußbetrachtung 
20.  Fotos - Veränderungen
21.  Literaturverzeichnis 

8. Zeugen der Geschichte
8.1 Die Alte Burg bei Obernau

Die Wallanlage liegt auf der Kuppe des nach ihr benannten Berges. Dieser (634m hoch) ist aus drei Himmelsrichtungen weithin sichtbar. Sie ist die größte bekannte Wallanlage im Binnenraum des Siegerlandes. 

Die Kuppe des nach Osten , Süden und Westen steil abfallenden Berges ist von zwei mächtigen Ringwällen umgeben. Der äußere ist etwa 1000 m lang, der innere 680m. Beide Ringwälle hatten zwei stark gesicherte Tore.
In 40 Minuten gelangt man auf fast ebenem Weg zu der wichtigsten vorgeschichtlichen Fernverkehrsstraße der Gegend, der Eisenstraße. 

Hieraus schließt man, dass es sich nicht um eine versteckt gelegene Fliehburg gehandelt hat. Eine Feuerstelle und spätlaténezeitliche Topfscherben zeigen, dass die Burg um die Zeit vor Christi Geburt benutzt worden ist
 (Geschichte des Netpherlandes, S.19).
H.G.Vitt ist der Meinung, dass die Wallanlage 400 v.Chr. entstand als Nachfolge der "dietsulissa-Festung", (Burg bei Rittershausen) die gerade um jene Zeit zerstört und aufgegeben wurde (H.G,Vitt, S. 99).
Modellrekonstruktion der
 "Alten Burg"

  
8.2 Die Wallburganlage bei Niedernetphen -  "Burggraben"
Man nimmt heute an, dass der Burggraben ein befestigter Hof gewesen ist. Beweise sind jedoch nicht vorhanden.
Eine C 14- Bestimmung von verbranntem Holz des Walles ergab ein Alter von 780 - 120 n.Chr. 

 

 

Wallburganlage

  
8.3 Das Wasserschloß Hainchen

Dieses Wasserschloß wurde erstmals urkundlich 1290 erwähnt. Hainchen ist neben Schloß Junkernhees in Kreuztal und der Wilhelmsburg in Hilchenbach das einzige erhaltene Zeugnis des besonderen Wehrarchitekturtyps einer Höhenwasserburg im Bereich des Siegerlandes  (Siegerland Band 54 / Heft 5-6 S. 142).

Jahrhundertelang war die Burg im Besitz eines Geschlechtes, das sich nach ihr "vom Hain" nannte, und später im Besitz der mit ihm verwandten Herren von Bicken.
Der erste des Geschlechtes von dem Hain, ist "Cunradus de Indagine"
(Konrad vom Hain), ca. 1215. 

Drei Jahre später, 1218, wird Friedrich von dem Hain, genannt "der Trierer", erwähnt. 

F.M. Terlinden: Grund- und Standriß des Schlosses zu dem Hainchen,
 Juli 1777,
(Kgl. Hausarchiv, 's Gravenhage, Inv. 22 afd. T Nr. c-2). 
Am 4. Mai 1313 verkauften sie die Burg dem Grafen Heinrich von Nassau Siegen. Nach dem Tod des Grafen Heinrich kam die Burg durch eine Schenkung an Philipp von Bicken. Der letzte männliche Angehörige des Geschlechtes von Bicken- Hainchen starb am 21. Mai 1732. 

Heinrich Georg Philipp Fleischbein kauft am 15.März 1715 Hainchen. 
Am 7. Juli 1747 wurde der Hain wieder verkauft, und zwar an Wilhelm IV., Karl Henrich Friso Prinz von Oranien- Nassau Siegen.

ln den letzten 100 Jahren verfiel das historische Bauwerk zusehends. Heute ist das Wasserschloß Hainchen restauriert und steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. 

Burg Hain 

zur Zeit 
Philipps des Alten 
von Bicken 
 
 

zur Zeit der 
Herren von 
Fleischbein 
 
 

im heutigen 
Zustand 


 
 
9. Die Industrialisierung des Netpherlandes
9.1 Die Umgestaltung eines Gebietes

Die Gemeinde Netphen hat eine Umgestaltung vom rein ländlichen Charakter zu einer Mischform von Landwirtschaft und Industrie durchgemacht.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im Netpherland nur einen Betrieb, die Hermann lrle GmbH Walzengießerei in Deuz. Sie war 1848 dorthin verlegt worden. Zur Zeit sind es weit über 70 Betriebe. 

Als am 1. Oktober 1906 die Kleinbahn Weidenau Deuz in Betrieb genommen wurde, siedelten sich weitere Firmen an der Strecke an.
Dreis-Tiefenbach ist durch diese Betriebe ein Industrieort geworden. Hier begann auch zu Beginn des Jahrhunderts die Industrialisierung. 

 

9.2 Die Reckhämmer

Im 18. Jahrhundert entstand im Siegerland eine neue Gruppe von Eisenwerken, die Reckhämmer. Um 1800 gab es dreizehn, von denen zwei innerhalb der Gemeinde Dreisbach lagen. Die Reckhämmer stellten aus dem von den Hammerhütten gelieferten Schmiedeeisen Radschienen, Bohrstangen usw. her.

Das Hammerwerk in Dreisbach wurde 1720 errichtet. Der Hammer war bis Anfang des 19. Jahrhunderts nacheinander im Besitz der Familien Münker, Flender, Seelbach, Hanekroth, Holzklau und Wintersbach. Seit dem 1. Juli 1812 besaß ihn Wilhelm Achenbach in Siegen. 1872 erwarb der Hammerschmied Johannes Stettner den Hammer. An gleicher Stelle befindet sich heute die Firma Oehler & Fick (Das Siegerländer Industriegebiet).
Alter Reckhammer bei Dreisbach 
 

 
9.3 Hütten und Hämmer im Netpherland

Die Laténezeitliche Siegerländer Eisenindustrie hat auch Vertreter im Netpherland. In der Flur Folschert bei Obersetzen liegt ein Hüttenplatz mit vermutlich drei Öfen, die aufgrund der dort gefundenen Topfscherben wahrscheinlich dem Abschnitt von ungefähr 400 - 700 v.Chr. zuzurechnen sind. In diesen Zeitabschnitt fällt auch der umfangreiche Eisenschlackenfund auf dem "alten Feld" westlich des Burggrabens in Niedernetphen.(Siehe 3.1).
1962 wurde 2 km südlich von Rudersdorf am Südhang des Ziegenberges die bisher größte spätlaténezeitliche Verhüttungsstätte mit mindestens 7 - 8 Wohn- und Werksperioden von Waldschmieden mit vielen Scherben aus der Zeit um 100 v.Chr. bis 100 n.Chr. gefunden.
Um das Jahr 1300 verlegte der Waldschmied seine alte hochgelegene Arbeitsstätte in das Tal, um sich der Wasserkraft zu bedienen. Diese Standortverschiebung im Eisengewerbe brachte jedoch nur eine geringfügige Änderung im Wirtschaftsgefüge mit sich. An die Stelle der wenigen Waldschmieden trat die vielfache Zahl von Köhlern.
Die neuen Eisenwerke, die im Laufe des 15. Jahrhunderts an den großen Bächen des Siegerlandes entstanden, brauchten eine bisher nicht gekannte Menge an Holzkohle, von der ein erheblicher Teil in den Wäldern des Netpherlandes geschlagen wurde. Eine dieser Eisenmühlen befand sich in Grissenbach (Hüttenwiese, Schmidtwiese, Sinnerwiese). Eisenstein war in nächster Nähe, denn auf der Flur "Auf dem Plätzen" nördlich des Dorfes finden sich mehrere alte Schürflöcher. Die große Menge von Eisenschlacken auch innerhalb des Dorfes beweist, dass diese Hütte längere Zeit betrieben worden ist. Sie ist aufgegeben worden, geraume Zeit bevor das ersterhaltene Hüttenverzeichnis von 1417 angelegt wurde. Dagegen wird dort noch die Hütte bei Eckmannshausen aufgeführt mit dem Zusatz "wüst", d.h. stillgelegt. 

Die im Vergleich mit dem Waldschmiedeofen große Blashütte verbrauchte mehr Eisenstein, so dass sich ihre Errichtung in der Nähe reicher Eisensteinvorkommen empfahl. Um 1450 finden wir die erste Erwähnung einer Blashütte und eines Eisenhammers im Raum Dreisbach (Schäfer, Dreis-Tiefenbach). 

Unmittelbar unterhalb der Tiefenbacher Blashütte errichtete Johann Ludwig Winter aus Siegen 1751 den Tiefenbacher Reckhammer, der um 1820 stillgelegt wurde. Eine Silber-, Blei- und Kupferschmelzhütte wurde in Deuz errichtet. Mittelalterliche Verhüttung dieser Metalle sind in der oberen Wernsbach (Gem. Dreis-Tiefenbach), bei Feuersbach und in der Gemarkung Anzhausen festgestellt worden. Buntkupfererze fanden sich im Mutungsfeld Waidmann bei Herzhausen, Zinkerze in der Grube "Concordia" bei Anzhausen, "Friederike" bei Herzhausen und "Jakobus" bei Helgersdorf. Eine Schmelzhütte bei Deuz wurde 1726 errichtet und um 1840 stillgelegt (Geschichte des Netpherlandes; S.146). 


 
9.4 Die Köhlerei

So alt wie die Eisenverhüttung im Siegerland ist auch die Holzköhlerei, denn das rohe Holz war für die Eisenschmelzerei ungeeignet, da es zu wenig Hitze lieferte. 
Ein eigentliches Köhlergewerbe, wobei der Kleinbauer und Haubergbesitzer sozusagen hauptberuflich vom Frühjahr bis zum Herbst meilerte, hat sich erst entwickelt, als durch die Gründung der Blas- und Hammerhütten in den Tälern seit dem 14. Jahrhundert der Bedarf an Holzkohle erheblich gestiegen war.

Da bis ins 18. Jahrhundert der schlecht bewirtschaftete Hauberg viel zu wenig Kohlholz lieferte, war von Anfang an der landesherrliche Hochwald gegen eine niedrige Holztaxe für die Köhlerei freigegeben. 

Kohlenmeiler 
Der Bedarf an Holzkohle begann mit der Fertigstellung der Ruhr-Sieg- Bahn drastisch zu sinken. Da nun neue Brennstoffe, wie Koks ins Siegerland kamen. Sehr viele Köhler mussten ihre Tätigkeit einstellen. Es gibt nur wenige Dörfer dort, die in der Zeit nach 1846 nicht eine z.T. starke Verbindung ihrer Bewohnerzahl erfuhren, die erst nach einigen Jahrzehnten wieder eingeholt wurde. Man wanderte in das mittlere Siegerland ab, wo sich durch Gründung neuer Eisenwerke andere und bessere Verdienstmöglichkeiten boten.
Heute wird nur noch in Walpersdorf in ganz geringem Umfang Holzkohle hergestellt.

 
 
10. Das Netpherländer Haus

Im 17.Jahrhundert, wohl in der zweiten Hälfte nach dem 30-jährigen Krieg, empfängt das Bauen entscheidende Antriebe einerseits aus dem Norden, andererseits aus dem Osten und Süden. 

Aus dem Norden kommt eine niederdeutsche Bauwelle, die das Einhaus bringt, in dem Mensch und Vieh unter einem Dach leben und auch die Ernte verarbeitet und geborgen wird. Dieses Einhaus entspricht baulich dem niederdeutschen Vierständer- Hallenhaus, nur ist es etwas kleiner. Es ist giebelseitig aufgeschlossen, durch die vier Ständer dreischiffig; in der Mitte liegt der Ern, rechts bzw. links Stall und Wohnraum.
Doch fehlt dem Netpherländer Bauernhaus das große Einfahrtstor, durch das ein vollbeladener Erntewagen auf den Ern gefahren werden kann. Das Erntegut wurde durch eine Luke über der zweigeteilten Haustür auf den Boden- den Ollern gebracht. Das Getreide wird auf dem mit kleinen, länglichen Steinen aus dem Bachbett gepflasterten Ern gedroschen.
Zur selben Zeit wie die niederdeutsche Bauwelle aus dem Norden kommt aus dem Osten und Süden eine zweite mitteldeutsche Bauwelle, mit demselben aber traufenseitig aufgeschossenen Grundriß. Sie sind etwas kleiner als die giebelständigen, liegen mit der Traufe und der Haustür zur Straße hin und haben eine Dachgaube über der Haustür.
 Der Ern Verliert bald seinen Charakter als Wirtschaftsraum und wird in mannigfacher Vielfalt zum Wohnen umgebaut. 
Das Alter der Häuser lässt sich aus der Form des Fachwerks erkennen. Die aus dem 17. Jahrhundert stammenden haben dicke Eichenbalken, durch beide Stockwerke geführte Eckstreben, die im 18. Jahrhundert nicht mehr vorkommen, und fast quadratische Gefache von ca. 80 cm Breite und in diesen entsprechend kleine Fenster. 
Haus in Nenkersdorf, erbaut 1779 

Im 18. Jahrhundert wird das Fachwerk reicher, da es nicht auf konstruktive Notwendigkeiten beschränkt bleibt. Aus dem hessischen kommt der sogenannte "Wilde Mann", eine Verstrebung an den Bundpfosten, also in der Mitte der Wand, und der, halbe "Wilde Mann" an den Eckpfosten. Die nassau-oranische Regierung verbietet diese "Holzverschwendung", jedoch ohne Erfolg. lm 19. Jahrhundert zeigten die nun aus Fichtenholz bestehenden Häuser nur das Notwendigste und lassen die ausgeglichene Form der alten Fachwerkhäuser vermissen. Viele dieser Häuser sind heute leider unter Schiefer oder Putzversteckt.

 
 
11. Alte Straßen und Wege

Nach Führung und Brauchbarkeit waren die älteren Wege grundverschieden von den heutigen. Was wir im 20. Jahrhundert als Verkehrswege bezeichnen, sind durchweg Straßen, die nach einem einheitlichen Plan und mit den Mitteln einer entwickelten Technik gebaut sind. Ihre Anfänge liegen erst im 18. Jahrhundert, wenn man von den Römerstraßen und den Militärstraßen zur Zeit Karls des Großen absieht. Die vor- und frühgeschichtlichen Naturwege waren langgestreckte Bergrücken und Wasserscheiden, die wegen ihrer Höhe und ihres humusarmen Bodens meist waldarm und darum gangbar waren. In der Nähe dieser Straßen finden sich oft befestigte Plätze (Wallburgen, später adlige Burgen), von denen aus der Straßenverkehr überwacht und Zoll erhoben werden konnte.
Drei alte Fernstraßen sind von mehr oder minder großer Bedeutung für das Netpherland gewesen: 

  •   Eisenstraßen
  •   Hessenstraße
  •   Straße von Neuwied nach Paderborn
Die wohl älteste und für die Anfänge der Geschichte des Netpherlandes wichtigste ist die Eisenstraße. In vorgeschichtlicher Zeit hat sie die ersten germanischen Einwanderer ins Siegerland, im frühen Mittelalter christliche Missionare ins Netpherland geführt. Die Eisenstraße war ein Glied eines weitgespannten Netzes von Naturwegen, das den Rhein mit Westfalen, Niederhessen und Mitteldeutschland verband. Für das hohe Alter dieses Wegenetzes sprechen zahlreiche vorgeschichtliche Wallburgen und Bodenfunde. Im Netpher Raum und seiner näheren Umgebung sind es die Burgen bei Rittershausen, Obernau, Aue, Laasphe, Dotzlar und auch in etwas weiterer Entfernung die Wallburg auf dem Istenberg (Bruchhausener Steine).
Neben diesen Fernstraßen gibt es eine zweite Gruppe von Fernverbindungen, die allerdings nicht so weitgesteckte Ziele anstrebten; es sind die Wege, auf denen Holzkohle von Wittgenstein und dem nördlich angrenzenden Winterberger Gebiet in das mittlere Siegerland gebracht wurde. Als Binnenwege waren sie für unser Gebiet von größerer Bedeutung als die nur seinen Rand berührenden Fernstraßen: Es seien hier nur zwei wichtige erwähnt: die Berleburger und die Wittgensteiner Kohlenstraße.
Die Berleburger Kohlenstraße führte von Netphen über Erndtebrück in den Berleburger Teil von Wittgenstein.
Mit dem Namen Kohlenstraße ist die geschichtliche Bedeutung der beiden Wege jedoch nicht ausreichend gekennzeichnet. Sie haben schon einen Verkehr zwischen dem Netpherland und Wittgenstein gedient, lange bevor Holzkohle ins Siegerland gefahren wurde. Ebenso wie die vorgeschichtliche Eisenstraße haben sie ihren Namen erst im oder nach dem 16. Jahrhundert bekommen.

 
 
12. Kriegswirren im Netpherland

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 wurde auch Netphen in die Ereignisse verstrickt. Obwohl sich die Bombenangriffe der Alliierten nur auf Ballungszentren konzentrierten, wurde Netphen des öfteren von Bombenverbänden überflogen.
Am 28. Juli 1940 überflog ein Bomber Unglinghausen und warf eine 50 kg Sprengbombe ab. Die Bombe detonierte kurz vor dem Dorf, so dass kein großer Schaden entstand.
Zwei Jahre blieb das Netpherland dann von Bombenabwürfen verschont, so dass man sagen kann, dass das Amt Netphen in dieser Zeit vom Kriege eigentlich nicht hart berührt wurde.
Im April 1942 fielen dann Bomben in der Nähe des Petersplatzes. Großen Schaden richteten Bomben in Dreis-Tiefenbach an, die auf die Industrieanlagen der Siegener Eisenbahnbedarf AG fielen.
Im Amt Netphen wurden 888 Wohnungen (30,13 % ) beschädigt. 


 
 
13. Soziologische Betrachtung zum Netpherland  der letzten 70 Jahre

Bis um die letzte Jahrhundertwende herrschten im Netpherland noch die landwirtschaftlichen Betätigungen vor, wenn man von den Orten Netphen, Dreis-Tiefenbach, Niedersetzen, Unglinghausen und Eckmannshausen absieht, die stärker der Industrie zugewandt waren. Dieser Zustand hat sich seitdem grundlegend geändert. 

1897 bezeichneten sich im Amt Netphen noch 768 als Landwirt ohne sonstigen Beruf, 1925 waren es 529 und 1957 nur noch 317, wobei Niedersetzen der einzige Ort ohne Berufslandwirt war. Köhler fehlen im Adreßbuch von 1897 bereits, weil das Kohlenbrennen nicht als Hauptbeschäftigung angesehen wurde. Auch in älteren Kirchenbüchern finden wir diese Bezeichnung nicht, weil genauso wie die Haubergbearbeitung das Kohlenbrennen zur Arbeit des Landwirtes gehörte.
1897 hatten in 26 Orten des Amtes Netphen die Landwirte noch die absolute Mehrheit, es sind alles Orte, die weit vom Industriegebiet des mittleren Siegerlandes und der Bahn entfernt lagen.
Steigerungszahlen ergaben sich in den letzten Jahrzehnten im Baugewerbe. Hier wird der Aufschwung des Netpherlandes infolge der Industrialisierung ganz besonders deutlich.
Einen Niedergang erlebte der Bergbau im Netpherland. 1897 gab es noch 72 Bergleute, 1957 waren es dagegen nur
noch 14.
Mehr als verzehnfacht hat sich in einem Zeitraum von 60 Jahren die Zahl der Fabrikarbeiter.
Seit dem Jahre 1957, in dem das letzte Adreßbuch erschien, ist die Entwicklung in der aufgezeigten Linie weitergegangen. Die brachliegenden Felder und Wiesengründe, der Niedergang der Haubergswirtschaft und die Verringerung der Viehbestände sind die äußeren Erscheinungsbilder für die Umwandlung einer bäuerlichen in eine Industrielandschaft. Verkehrsmäßig wurde das Netpherland immer mehr erschlossen (Dr.Lothar Irle., Geschichte des Netpherlandes, S.372).
 


 
 
14. Die Bevölkerungsentwicklung in der Statistik

In 2 Darstellungen soll gezeigt werden, wie die Bevölkerungsentwicklung in den letzten 2 Jahrhunderten verlaufen ist.
Der derzeitige Stand der Bevölkerung beträgt in Netphen 5451 Einwohner und in der Gemeinde Netphen 22790 Einwohner (Stand 31.12.1980).
1846 lebten 8379 Personen im Amt Netphen. Die nächsten 15 Jahre zeigen eine Bevölkerungsabnahme bis zum Tiefstand im Jahre 1861. 

Diese Entwicklung war offensichtlich bedingt durch die Lage des Gewerbes, das bis zur Mitte des Jahrhunderts neben der Landwirtschaft das wichtigste im Amt war, der Holzköhlerei. Sie 
blühte bis in die vierziger Jahre, als die Hammerwerke an Sieg und Ferndorf stillgelegt wurden. Mit der Umwandlung des Kohlenwaldes 
in den Eichenschälwald bot nicht den genügenden Ersatz, so dass viele Bewohner des Netpherlandes in die Industrieorte abwanderten. 
Die Abwanderung in die Industrieorte des Siegerlandes setzte sich bis zur Jahrhundertwende fort. 
Jahr 
1486 
1566
1643 
1732 
1818 
1846 
1861 
1875 
1880 
1885 
1895 
1900 
1910 
1919 
1939 
1950 
1980 
Einwohner 
2650 
3345 
2370 
4850
6768 
8379
7905 
7972 
8178 
8333
8650 
9092
9912 
11106
14416 
18304
22790 
 
Bev.-dichte
15,14 
19,1 
13,54 
27,7 
38,67 
47,88
45,2 
45,55 
46,6 
47,6
49,4 
52,0 
54,64 
63,46 
82,38 
104,6
165,9 
Erst die Zahlen von 1910 mit 9912 Einwohner und deutlicher noch die von 1919 mit 11106 Personen zeigen eine Wende. 
1906 wurde die Eisenbahnlinie Weidenau - Deuz gebaut. An ihr entstanden im Laufe der Jahre mehrere Eisenwerke. 
Die folgende Zusammenstellung gibt eine Übersicht von der jeweiligen Bevölkerungsdichte, berechnet auf 1 qkm, während der letzten 465 Jahre, wobei wieder zu beachten ist, dass die Angaben für die Zeit vor 1818 nur Annäherungswerte sind.


 
 
15. Entwicklung des Bildungswesens

In der Gemeinde Netphen gibt es derzeit 7 Grundschulen (Deuz, Dreis-Tiefenbach, Eckmannshausen, Hainchen, Niedernetphen, Obernetphen und Salchendorf ), sowie 3 Hauptschulen in Deuz, Dreis-Tiefenbach und Netphen. In Netphen ist weiter eine Realschule und eine Musikschule. In Unglinghausen ist eine Schule für Lernbehinderte eingerichtet worden. Der Unterricht erfolgt dezentral in verschiedenen Schulgebäuden. Ein Zusammenschluss zu einem Schulzentrum ist nicht erfolgt. Für die Erwachsenenbildung bietet die VHS ein reichhaltiges Lehrprogramm an. 


 
 
16. Die Verkehrsanbindung des Gemeindegebietes

War die Verkehrsferne des Siegerlandes zu den großen Wirtschaftsräumen früher oft ein Kriterium für mangelndes wirtschaftliches Leistungsvermögen, so hat sich die Situation unseres Raumes durch den Bau der BAB Sauerlandlinie und der Autobahn Köln - Olpe wesentlich verbessert.
Im übrigen wird das Straßennetz für den regionalen Verkehr durch weitere Kreisstraßen sowie durch zahlreiche Gemeindeverbindungsstraßen ergänzt. Das an sich gute Straßennetz wird durch die topographischen Verhältnisse im Gemeindegebiet beeinflußt, so dass teilweise starke Steigungen, geringe Sichtweiten, enge Kurven und. schmale Fahrbahnen nur geringe Geschwindigkeiten zulassen.
Das Gebiet wird von keiner Bundesbahnstrecke berührt. Die nächsten Eil- und Schnellzugstationen für die Gemeinde Netphen sind Weidenau und Siegen. Auf der Kleinbahnstrecke Weidenau - Werthenbach wurde der Personenverkehr im Jahre 1968 eingestellt. Die Strecke dient jetzt nur dem Güterverkehr. Verschiedene Industriebetriebe im Sieg- und Werthetal verfügen über eigene Gleisanschlüsse. 


 
 
17. Prognose für eine zukünftige Entwicklung
17.1  Die Zukunft von Verwaltung und Organisation

Mit der Eingemeindung zur Großstadt Siegen ist wohl in den nächsten Jahrzehnten nicht zu rechnen. Die Einwohnerzahl, prognostiziert auf 23000 - 24000 Einwohner in 1980 wurden nicht erreicht. Am 31.12.1980 waren es 22790 Einwohner. 

 


 
 
17.2  Siedlungserweiterungen für die Zukunft

Siedlungserweiterungen werden sich in naher Zukunft darauf beschränken, vorhandene Baulücken in den bebauten Ortslagen zu schließen und kleinere Baugebiete, für die bereits Bebauungspläne bestehen, zu bebauen. Ein größeres Baugebiet ist in Netphen ausgewiesen. Andere größere neue Siedlungsflächen wären, falls sich die Bauwünsche zukünftiger Bauherren steigern, vorhanden. 


 
 
17.3  Perspektiven für die Wirtschaft

Im Gebietsentwicklungsplan wird darauf hingewiesen, dass im städtischen Verflechtungsgebiet geeignete Flächen für Gewerbe und Industrie nur noch in beschränktem Umfang vorhanden sind und in den umliegenden Gemeinden die Ausweisung ausreichend große Flächen hierfür erforderlich ist.
Als Standort für Gewerbe- und Industrieansiedungsmaßnahmen werden im Gebietsentwicklungsplan der Bereich westlich von Deuz und der Bereich zwischen Helgersdorf und Bahnhof Werthenbach dargestellt.
Insgesamt sind rd.73 ha für Gewerbe und Industrie ausgewiesen.
Durch das Freizeitzentrum Netphen und die Obernautalsperre kann die Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten sicher wesentlich an Anziehungskraft gewinnen. 

 


 
 
17.4  Ausbau der Verkehrssysteme

Geplant sind der Ausbau und Neubau der B 62 Dreis-Tiefenbach - Weidenau und die Neutrassierung der K 4655 zwischen B 62 und Siegen- Weidenau, der Ausbau der L 729 zwischen Salchendorf und Helgersdorf und die Ortsumgehung der K 4653 in Salchendorf.
Als landesplanerisch erwünscht sind im Gebietsentwicklungsplan folgende Maßnahmen darstellt:

* Verlegung der L 729 zur Umgehung der Ortsdurchfahrt Netphen
* Verlegung der B 62 in der Ortslage Netphen
* Verlegung der L 729 bei Irmgarteichen und Hainchen als Umgehung
   der Ortsdurchfahrt

 
 
17.5  Entwicklung von Freizeit, Kultur und Sport

Im Landesentwicklungsplan III ist das Gebiet der Gemeinde Netphen als Erholungsgebiet dargestellt.
Für das Freizeitverhalten der Bevölkerung bis 1985 werden folgende Entwicklungstendenzen genannt:

* der wachsende Bedarf an Freiraum steht vorwiegend im Zusammenhang
   mit der Wochenenderholung
* der Trend nach Zweitwohnungen nimmt zu
* die Aufenthaltsdauer der Erholungsuchenden verlängert sich
Mit Ausnahme des Siedlungsbandes Dreis-Tiefenbach - Hainchen gehört die Gemeinde zum Naturpark Rothaargebirge. Hier wurden im Bereich der Quellen von Lahn, Sieg und Eder bereits Wanderwege, Parkplätze und andere Einrichtungen für Erholungssuchende geschaffen.
Mit Sportstätten ist die Gemeinde reichhaltig ausgestattet. In vielen Orten sind Sportplätze vorhanden, in Dreis-Tiefenbach ist das Kunstturnleistungszentrum errichtet worden.

 
 
18. Siedlungsentwicklung

Schon aus dem mittleren Abschnitt der Laténezeit stammen Spuren dauernder menschlicher Tätigkeit im Netpherland.
Wo die kleinen Siedlungen der Laténezeit zu suchen sind, bleibt im einzelnen ungewiß. Nach unserer heutigen guten Kenntnis der Siegerländer Vor- und Frühgeschichte kann man über ihre Lage allgemein folgendes mit Sicherheit sagen. Sie finden sich nicht in oder an den breiteren Bachtälern, denn diese waren noch versumpft und daher zum Wohnen und zur wirtschaftlichen Nutzung ungeeignet. Auch ist die frühe Besiedlung unseres Landes nicht, wie man bisher annahm, talaufwärts erfolgt, sondern gerade umgekehrt von den Hängen aus. Die uns bekannten Wohnplätze der laténezeitlichen Eisenhüttenleute finden sich daher in hochgelegenen Talköpfen und an sonnigen, windgeschützten oberen Hängen. Im Netpherland darf man wegen der vielen laténezeitlichen Schlacken am sonnigen, windgeschützten Hang des oberen Mühlbachtals (Gem. Niedernetphen) eine gleichaltrige Siedlung vermuten. Auch die Flurnamen "Altes Feld" und "Alte Wiese" (Gem. Frohnhausen) sowie spätlaténezeitliche Scherben im Raum des naheliegenden Burggrabens reizen zu dieser Annahme.
In der Frühzeit gab es im Siegerland ebenso wie im ganzen westdeutschen Mittelgebirge wohl fast ausschließlich Höhensiedlungen; doch muß man dieses Wort recht verstehen. Es sind damit keine Wohnplätze auf windigen, wasserarmen Hochflächen oder Wasserscheiden gemeint, sondern den rauhen Winden abgekehrte und der Sonne zugewandte Stellen seitwärts der Bergkämme, wenn möglich in breiteren Quellmulden mit fließendem Wasser und meist tiefgründigem Boden, den der Regen von den nahen Höhen heruntergeschwemmt hat.
Um die seltsame Lage der Höhensiedlungen recht zu verstehen, muß man sich über eine Tatsache klar sein: die Ernährungsgrundlage für den frühgeschichtlichen Menschen des deutschen Mittelgebirges und auch des regenreichen Netpherlandes war neben spärlichem Ackerbau vor allem die Viehzucht. Die Futterversorgung erfolgte fast ausschließlich durch Weide auf waldarmem Boden und Hude in den weiten Buchen- und Eichenwäldern, die statt der neuzeitlichen Fichte Höhen und Hänge bedeckten. Das Wohnhaus des frühgeschichtlichen Siegerländers stand meist auf engem, Raum, vielleicht umgeben von einer kleinen Hauswiese in der Nähe einer Quelle und etwas Ackerland, weitere Felder hatte er sich auf dem durch lange Viehhude baum- und strauchfrei gewordenen Waldboden angelegt. Für die Bewohner des Netpherlandes vor 2000 Jahren war der Wald nicht in erster Linie Holzacker, sondern er lieferte ihm und seinem Vieh Nahrung und Futter. Ohne Übertreibung wird man sagen können, dass sie Waldbauern waren, was viele ihrer Nachkommen, wenn auch in gemindertem Maße, bis in unsere Tage geblieben sind. 

 


 
 
Die Bevölkerung wuchs zusehends. Eine Erweiterung der alten Siedlungsfläche war nur in wenigen Fällen möglich. So sah man sich nach neuem Wohn-, Weide- und Ackergelände um; man fand es am ehesten wohl bergabwärts, wo der dichte Bewuchs bereits durch Waldhude aufgelockert oder gar verschwunden war. Das Bedürfnis nach größerer Sicherheit wird auch zur Verlegung der Siedlung beigetragen haben.
Während des Krieges Karls des Großen gegen die Sachsen war 778 eine starke Kampfgruppe von ihnen ins Frankenland eingefallen und plündernd den Rhein aufwärts bis Koblenz gelangt. Die einzige Möglichkeit, den unmittelbaren Gefahren zu entgehen, die von solchen Durchzügen drohten, war die Verlegung der Siedlungen in die Nähe der Täler, die damals noch gänzlich unbelebt und daher sicher waren.
Unabhängig von dieser unmittelbaren Gefährdung wird das in späteren Jahrhunderten erkennbare Streben nach engerem Zusammenwohnen, das sich in dem Aufgeben vieler Einzelhöfe des Mittelalters äußert. Im übrigen wissen wir aus der urkundlich erfaßbaren Zeit, dass nicht selten ganze Dörfer umgesiedelt wurden. Wie der Flurname "Wüste Beienbach" zwischen Netphen und Deuz vermuten läßt, scheint auch hier eine Umsiedlung an eine günstigere Stelle erfolgt zu sein. Was auch schließlich die Gründe gewesen sein mögen, jedenfalls ist es eine Tatsache, dass die alten Höhensiedlungen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten zum großen Teil aufgegeben und statt ihrer neue Wohnplätze weiter bergabwärts geschaffen worden sind.
Die neuen Siedlungen legte man in den unteren, breiteren Abschnitten der Seifen, nahe der Vereinigungen mehrerer kleiner Bäche, auf terrassenförmigen Absätzen und am Rand von breiteren Tälern an, dabei achtete man wieder auf Windschutz und gute Sonnenlage. An diesen sicheren Stellen mögen in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung schon größere Siedlungen entstanden sein. Wahrscheinlich darf man hierzu rechnen Dreisbach (Dreispe),
Netphen, Obernau (Obernahe), Deuz (Diutissa), Nauholz (Nuboldissa) und Obersetzen (Satissa). Ich erwähne gerade diese Orte, weil Bachnamen, nach denen sie benannt sind, mit ihren in die Frühzeit weisenden Endungen -pe,-ahe,-issa ebenfalls für ein hohes Alter sprechen.

 
 
Urkundliche Nachweise für diese vermutlich sehr langsam erfolgte Umsiedlung gibt es natürlich nicht.
Anhand der Urkataster- Handrisse ist zu sehen, das 1835 Netphen städtebaulich getrennt war, in Nieder- und Obernetphen.
In Niedernetphen ist der zentrale Punkt der Petersplatz mit der Peterskapelle. (siehe Abschnitt 7.1) Die Bebauung ist um diesen Platz angeordnet und erstreckt sich zu dem noch entlang der Hauptverkehrsstraßen in Richtung Eschenbach und Obernetphen.
In den nächsten 100 Jahren ist nur eine geringe Ausdehnung entstanden.
In den letzten 40 Jahren ist jedoch eine intensivere Erschließung festzustellen.
In Obernetphen ist der zentrale Punkt die Ev. Martinikirche mit dem Marktplatz. Auch hier ist eine Ballung um diesen Punkt festzustellen. Entlang der Straßen nach Niedernetphen und Deuz erstreckt sich wieder eine Straßenbebauung. Auch in Obernetphen ist in den nächsten 100 Jahren nur eine geringe Bautätigkeit festzustellen, die sich fast ausschließlich auf den Teil der Pfarrwiese beschränkt.
In den letzten Jahrzehnten sind die beiden Ortsteile Nieder-und Obernetphen zusammengewachsen. Die Ausdehnung setzt sich weiter in Richtung Brauersdorf und an den Hanglagen fort.

 
 
19. Schlußbetrachtung

lm Laufe der Jahrhunderte hat sich Netphen als Siedlungsschwerpunkt im Netpherland herauskristallisiert. Die Grenzlage zwischen dem städtischen Verflechtungsgebiet Siegen und dem waldreichen Naturpark Rothaargebirge beeinflußt die Entwicklung der Gemeinde, die Entlastungsfunktionen im Arbeits- und Versorgunsbereich für Siegen übernimmt und mit der übrigen Fläche einschließlich der meisten Ortsteile Schutz- und Erholungsfunktionen übernimmt.
So ist in den letzten Jahren eine Umwandlung von der "Industriegemeinde" zu einer "Industrie- und Freizeit-Fremdenverkehrsgemeinde" eingetreten.
Die ruhigen waldreichen Gebiete mit ihren Quellen haben dazu geführt, dass große Teile der Gemeinde in den Naturpark Rothaargebirge als Erholungsgebiet einbezogen wurden. Mit der neu erbauten Obernau-Talsperre bietet sich nun die Möglichkeit einer komplementären Fremdenverkehrsausstattung für die Ortsteile.
Durch Wanderwege wird eine Verbindung der siedlungsgebundenen Fremdenverkehrseinrichtung und der ruhigen Erholungsgebiete hergestellt. 

 


 
 
20. Fotos - Veränderungen

 
Altes Amthaus von 1852 "det Räst" in Niedernetphen an der Ecke Sieg-Lahn- und Kronprinzenstrasse. 
 Heute eine Imbisstube

 
Gaststätte Beyer an der Lahnstrasse; musste dem Neubau des Einkaufzentrums weichen
 
Haus Decker in Niedernetphen; nach Abbruch heute Wohn- und Geschäftshaus

 
21. Literaturverzeichnis
Böttger, Weyer, Lück 

      Geschichte des Netpherlandes 
      Netphen 1967 

W. Schäfer 
      Dreis-Tiefenbach 
      Dreis-Tiefenbach 1962 

Helmut G. Vitt 
      Von den Eiszeiten zur Eisenzeit 
      Kreuztal 1978 

Buscher & Sarx 
      Das Siegerländer Industriegebiet 
      Siegen 1925 

Siegener Zeitung 

     Unser Heimatland 
     Verschiedene Bände 

Siegerl. Heimatverein 
     Siegerländer Heimatkalender 

Siegerl. Heimatverein 
     Siegerland, Blätter des Siegerländer Heimatvereins 

Pfarrei Netphen 
     Pfarrei St. Martini Netphen 
      Rechenschaft und Bericht 1966/67 

Gemeinde Netphen 
     Agrar-Strukurelle Vorplanung 
     Dortmund 1976 


Ende Teil 2

Netphen, Winter 1982 / 83
  Copyright  ©   1997     Rainer Stoetzel,   Castrop-Rauxel
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